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20. Jahrgang 2023                                                                                     5



        Frisch gezapft ab Dach!                               eigenen Dach ächen (und auch   nig aus der Mode gekommen ist.

                                                                                         Dabei ist er in der vielfach äusserst
                                                              die privaten) meistens auf histo-
                                                              rischen Gebäuden be nden (Orts-
                                                                                         Energiedebatte rund um die Bau-
                                                              bildschutzzone A und B), sollen   emotional und hitzig geführten
                                                              diese nach Möglichkeit herhalten.  denkmäler recht passend und
        Es  ist  ein  spektakuläres  Ziel,  das   verzichten wollte, sorgte im Par-      damit eigentlich bereits wieder
        die Stadt Luzern in ihrer  Klima-   lament für Unverständnis und   Andere Gebäude hat man in der   trendig. Dabei soll besonnen – also
        und Energiestrategie gesetzt   Ärger. Und so wurde gleich mal   Luzerner Altstadt ja kaum.  Und   umsichtig, gelassen, gründlich und
        hat: Bis 2050 soll in der Stadt 18-  in einem Aufwisch der Finanz-  so kann man nur darüber speku-  sorgfältig – darüber nachgedacht
        mal mehr Strom aus Solarenergie   bedarf nach oben angepasst und   lieren, was künftig die parlamen-  werden, welche Rolle in Luzern
        produziert werden als heute. Und   dem historischen Walmdach eine   tarischen und magistralen Kräfte   die verschwindend kleine Zahl an
        so ist es kein Wunder, dass die So-  moderne Photovoltaikanlage ver-  dieser Stadt so alles verzapfen und   Denkmalschutzobjekten bei der
        laritis und die Photovoltaikma-  passt, ohne Rücksicht auf bau-  anzapfen. Welche  Dach ächen   Umsetzung der Energiestrategie
        nie in Luzern regelrecht ausgebro-  kulturelle Verluste, ohne Rücksicht   sind die nächsten? Kapellbrücke,   spielen.
        chen ist. Unbestritten war im Juni   auf die Ästhetik.  Wasserturm, Spreuerbrücke,  Rat-
        2022 auch der Sanierungsbedarf                        haus, auf und neben der Musegg-  Welche Rolle spielen die ver-
        der Schulanlage Dorf (Stadtteil  Historische Gebäude   mauer, Hof- und Jesuitenkirche,   schwindend kleine Zahl an Denk-
        Littau) im Grossen Stadtrat. Da  sollen herhalten     Franziskanerkloster,  Ritterscher  malschutzobjekten im Stadtbild
        sahen die Parlamentarier sogar   Seit diesem parlamentarischen   Palast,  Zeughaus, Zurgilgenhaus,   der  Tourismus- und Kulturstadt
        über  die  bemerkenswert  hohen   Schnellfeuer ist der Stadtrat schon   Am-Rhyn-Haus, Stiftsbezirk im Hof   Luzern? Haben die politischen
        Kosten der Sanierung hinweg.  fast getrieben von der Idee, Energie   und viele, viele Dach ächen mehr?   Leuchten der Leuchtenstadt in
                                   frisch ab Dach zu zapfen – mit   Lasst uns die Dach ächen regel-  ihrer Solaritis und Photovoltaik-
        Wesentlich mehr Kritik als die   Manuela Jost als oberste B(r)au-  recht besonnen, unter dem Motto:   manie auch schon mal über das
        Kostenexplosion rief hingegen   Meisterin an vorderster Front.   Frisch gezapft ab Dach!  Folgende  nachgedacht?  Der
        das  Thema  Solaranlagen hervor.   Energie aus erneuerbaren Res-                 Schutz des baukulturellen Erbes
        Dass der Stadtrat aus ästhetischen   sourcen müssen her, schnell und  Schutz des baukulturellen   der Stadt Luzern ist auch ein
        Gründen auf den Bau einer Solar-  möglichst unbürokratisch, schliess-  Erbes der Stadt  Schutz  einer  nicht erneuerbaren
        anlage  auf  dem  altehrwürdigen   lich  ist  man  ja  grün,  grüner  und   «Besonnenheit» ist ein Begri , der   Ressource. O’zapft ist! Na dann
        Schultrakt A aus dem Baujahr 1923   liberal. Und da sich die stadt-  heutzutage leider ein klein we-  Prost miteinander!
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