Page 15 - 2020_Knallfrosch
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AGLOSUMPF
17. Jahrgang 2020 25
Baaseldytscher Larventräger 1979 über die Kunstkommission in Auftrag
gegeben hatte. Für beide gilt also: «Ich Putz-
frau, nix wissen».
isch t’schuld Weil weder «Aktenzeichen XY» über den Fall
berichtete, noch irgendwer eine Belohnung zur
Aufklärung des Falles ausgesetzt hat, schien
für immer unklar zu bleiben, wer die Eisen-
Eines Tages im vergangenen Jahr, plastik auf dem Gewissen hat. Denn leider gab
der Frühling war gerade am Erwa- es hier – anders als in mancher Unterführung
chen, machten sich Bauarbeiter mit in Horw – keine Videoüberwachung, nicht ein-
dem Schweissbrenner über die Ei- mal Fake-Kameras.
senplastik am Bahnhofsgebäude
von Horw her. Zack! Ein Rad ab. Wie der Knallfrosch aber nun weiss, hat ein
Zack! Eine Schiene weg. Schon Sprachproblem zum Unglück geführt. De-
nach kurzer Zeit war die Plastik des molieren und Demontieren klingt halt schon
Hergiswiler Künstlers Ernst von zum Verwechseln ähnlich. Doch damit nicht
Wyl mit dem Namen «Verkehr und genug: Die Person, die den Auftrag erteilt
Mensch» nur noch ein Schatten ih- hat, trug zum Zeitpunkt der Befehlsausgabe
rer selbst. Natürlich war das Ganze eine Larve, wie sie an der Basler Fasnacht
ein Missverständnis. Die Zentral- üblich ist. Aufgrund dessen sprach sie dann
bahn gab keinen Befehl zur Demo- auch höchst unverständlich, weil noch dazu
lierung, sondern zur Demontage, Baaseldytsch-gefärbt. Ob es sich dabei um
und der Gemeinderat konnte sowie- jemanden aus der Horwer Politik gehandelt
so nichts dafür. Er wusste nicht ein- hat, wie gemunkelt wird, entzieht sich unserer
mal mehr, dass er das Kunstwerk Kenntnis.
Wo bleibt der Naschgarten?
Es war einmal eine Gemeinde namens Root, ein Prachtsbau mit Vorzeigecharakter», meint alle glücklich bis an ihr Lebensende und war-
die ein paar schandige Flecke zu beklagen Heinz Schumacher, präsidialer Vorsteher der ten auf die nächste Erneuerungsetappe entlang
hatte. Mitten im Dorf lahmte ein Pferd und Gemeinde im unteren Rontal. Nun leben sie der unteren Bahnhofstrasse.
drohte ohne Zaumzeug zusammen zu brechen.
Im Oberfeld stand eine maggiale Betonru-
ine mit verrosteten Autos und beim Village-
Komplex D4 gähnte eine Bauruine vor sich
hin. Von all dem ist wie durch ein Wunder
nichts mehr zu sehen.
Das Pferd galoppiert wie ein junges Rössli,
wenn auch farblos, daher. Ein paar Blumen auf
seinem Haupt würden nicht schaden, meinen
die aus dem rootschen Dorf. Doch dem Ge-
meinderat wäre lieber, es würde endlich der
lang geplante Naschgarten realisiert. Immer-
hin darf er sich freuen, dass sich die betonische
Ruine zu einer schön zusammen gewürfelten
Gewerbeüberbauung gemausert hat, in der die
Verkehrsbetriebe der Stadt Luzern (vbl) das
rote Identity Corporate von Root ein we-
nig einverleibt haben. Aus der leeren Baugrube
wuchs das Square (= Platz oder Quadrat) One Im Uhrzeigersinn: Der rootsche Gemeindepräsident Heinz Schumacher auf dem Dach
in rechteckiger Form. «Freude herrscht: Das ist des Square One; das Rössli; das vbl-Depot Numero due.