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CITY FAKE

        17. Jahrgang 2020                                                                                       19



        Blondchen Jost lernt Luzerner Dialekt






        Es muss hart sein, nach dem Wegzug aus ei-
        nem Provinzort wie Bern sich in einer Welt-
        stadt wie Luzern zurechtzufinden. Besonders
        dann, wenn bestimmte Begriffe sich ähnelnd
        und dennoch nicht gleich sind. Bitter musste
        dies die blonde Stadtrats-Manuela erfahren.
        Noch nach Jahren glaubt sie, dass Tribschen
        der Ort quietschenden Bremsen und die Mu-
        segg ein Gelände für freilaufende Mäuse ist.


        Eigentlich wäre es ja die Aufgabe von Grü-
        nen Borgula, ihre fast grüne Kollegin in die
        Geheimnisse der Luzerner Sprache einzufüh-
        ren. Doch er hat keine Zeit, denn er muss täg-
        lich beim Alpenquai mit dem Feldstecher nach
        neuen Vögeli Ausschau halten. Denn irgend-
        wie muss man die Zeit des 200’000-Franken-
        Jobs ja totschlagen.
        Deshalb wurde Sozialdirektor Martin Merki   sucht sie seit einigen Monaten einen Migros-  Der Zytturm heisst nicht Zytglockenturm;
        (sein Kürzel ist «mm» – seine Freunde in der   Kurs, Hand in Hand mit dem Tschou Albert   Die Grabenstrasse ist nicht mit dem Bären-
        Safran nennen ihn darum liebevoll «Millime-  Schwarzenbach, der ebenfalls aus dem Wil-  graben zu verwechseln;
        ter») von Stadtboss Züsli befohlen, Blond-  den Westen der Schweiz stammt.  Ritz heisst bei uns Bärtsch bei gleicher
        chen Manuela an die Brust, beziehungsweise                              Null-Kompetenz;
        an den Arm zu nehmen, damit sie nach Jahren   Seit  einigen  Wochen muss nun Manuel  zu   Das Bier stammt u.a. aus dem Eichhof und
        der Hoffnungslosigkeit  doch noch den  An-  Beginn der Stadtratssitzung jeweils dem Boss   nicht vom Gurten;
        schluss in Luzern findet – wenn auch nur in   Züsli über das Gelernte Bericht erstatten und   Zibelemärit heisst bei uns Lucerne Festival;
        der Fluhmühle. Weil der Weg schwer ist, be-  Fragen beantworten. Zum Beispiel:  Kindlifresserbrunnen heisst bei uns Fritschi-
                                                                                brunnen (und hier wird nur gesoffen);
                                                                                Das Marzili liegt in der scharfen Ecke der
                                                                                Ufschötti;
                                                                                Die Milano-Bar liegt gleich neben dem
                                                                                Stadthaus und nicht im Tessin.


















                                                                                Ob Manuela die Prüfungen bisher bestanden
                                                                                hat, ist nicht bekannt. Das Resultat wird dann
                                                                                sichtbar, wenn die Lad aus dem fernen Bern
                                                                                nach den kommenden  Wahlen  weiterhin  als
                                                                                liberales Feigenblatt der SP agieren darf. Mit
                                                                                Unterschrift in ein geheimes Papier. Ihr Fast-
                                                                                Kollege  «Millimeter»  wird  ihr  bestimm  bei-
                                                                                stehen.
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