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CITY FAKE

        17. Jahrgang 2020                                                                                       17



        «Chöttu» annektiert Inseli






        Viel Betrieb in den letzten Monaten 2019 in   nur, wer sein Gwändli selber geschnurft, den
        der beschaulichen Grünoase hinter den Glei-  Grind eigenhändig gepappt und sein  Wägeli
        sen, dem Inseli. Kaum sind die immergleichen   dem akuten äh aktuellen  Sujet entsprechend
        Määs-Stände im Depot versorgt, werden Holz-  gebaut hat. «Chöttu» weiter: «Ich will den ru-
        zäune  um  die  Rabatten  gehämmert,  Leinen   higen Fasnächtlern (gibt es die?) einen Platz
        gespannt, Weihnachtskugeln aufgehängt. Viel   anbieten.»  Sind da öppe die  viele Gruppe
        Holz schleppt man vor Ort, um Bartheken - ja   gmeint, wo i der Altstadt bim Theäterle gäge
        sogar ein 130-plätziges Fonduehaus - zu er-  d’Dezibel vo der Guggemuusig kämpfed?
        stellen. Ja, ja nun ist Rudolfs, das Rentier in
        Luzern angekommen. Es wird gemunkelt, es   Wer genau den Zutritt regeln wird und ob das
        gäbe so etwas schon im Gross-Züri. Und das   mittels  Schranke, Schlagbaum  oder  Türste-
        löste beim umtriebigen Kultfasnächtler Reto   hern geschehen soll, darüber hat die Newco-
        «Chöttu» Küttel blitzartig einen Reflex aus.   mer-Zunft noch nicht informiert.  Dennoch:
        «Jetzt kommen doch die Zürcher in Vorweih-  Alles  scheint  pIazza,  äh  begeistert,  von der
        nachtszeit  schon  nach  Luzern,  sinnierte  er.   Inseli-Idee: De rüüdig Fasnachtsfüerer Silvio
        Was wäre, wenn dann auch die Berner, die   Panizza und sogar – welch eine Überraschung
        St. Galler oder sogar die Basler auf den Ge-  - der oberste Hüter von Stadtraum und Veran-
        schmack kämen. Und das Inseli als willkom-  staltungen. Mario Lüthelf im sec-trockenen
        mene Filiale der Olma, des Zibelemärit oder   Beamtendeutsch:  «Eine Bewilligung für sol-
        – oh graus – der Basler Fasnacht ins Visier   che fasnächtliche Anlässe braucht es nicht. Es
        nehmen würden?»                     müssen einfach die generellen Empfehlungen
                                            wie  beispielsweise  bezüglich  Littering  oder
        Halt, da muss sofort etwas geschehen. Subito   Lärmemmissionen (woher Lärm?) eingehalten
        und profi-laktisch die Absicht blockiert wer-  werden.» Was ist denn hier passiert?
        den. Flugs wurde zusammen mit Claudia de
        Biaso und  Martin Jens  die Zunft «Insula   Erst monatelanges Gschtürm wegen dem
        lucernensis» aus der  Taufe gehoben. «Chöt-  Marronistand  von  Ursula Gabriel vor der
        tu» steht als Vater und (Be)hüter des Inseli im   Matthäuskirche (der nun auch bewilligt wur-
        schwarzen Kultgewand und flammend-rotem   de), dann international mediales Echo auf das
        Zunftbanner. «Ich lasse keine «Konserven-  Verkaufsverbot  von Ausländer-Weihnacht-
        Musigen» aufs Inseli, die können sich auf der   bäumen am Schweizerhofquai – und nun die
        Bahnhofstrasse  austoben!»  Willkommen  ist   Fasnachts-Insel einfach durchgewunken?
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